Besuch in einem Straßencafè

Besuch in einem Straßencafè 1024 705 Dirk Zupancic

Ich hatte früher selten zwischen Terminen etwas Zeit. Für mich war es immer ein Zeichen des Erfolgs „durchgetaktet“ zu sein. Nur, wenn ich mich anstrengen musste, um pünktlich von einem Termin zum anderen zu gelangen, hatte ich das Gefühl, meinen Tag gut zu nutzen. Mehr durch Zufall, als einmal ein Termin ausfiel, wurden mir die besonderen Genüsse eines schönen Strassencafés wieder bewusst. Es war ein schöner Nachmittag und ich war in einer großen Stadt, als mein Folgetermin plötzlich abgesagt wurde. Mein erstes Gefühl: „Huch, was mach ich denn jetzt …!“ Erst Ärger, dann plötzlich Entspannung. Jetzt ist es halt so … Ich sah mich um: Eine schöne Stadt, viele geschäftige, hektische Menschen. Business, Shoppen, Terminstress – außer bei mir …

Ich sah mich um, und entdecke ein schönes Café. Keinen Starbucks, den ich in bestimmten Situationen auch schon einmal schätze. Schon gar keine dieser schlechten Kopien, die jetzt auch überall aus dem Boden zu schießen scheinen. Eher eine italienisch-anmutende Kaffeebar. Vor der Tür zwei kleine freie Tische.

Ich gehe hinein und geniesse den Duft von frisch gemahlenen Kaffee, die Geräusche von klapperndem Geschirr, aber auch die Ruhe und Freude, die diejenigen ausstrahlen, die einen richtig guten Kaffee zubereiten. Nach meiner Order, einem Cappuccino und einem Mineralwasser, nehme ich draussen Platz. Ich setze mich so, dass ich einen guten Blick auf die Strasse und die Menschen habe.

Welch ein Gefühl! Man sitzt in der Sonne, geniesst einen Cappuccino und schaut den Leuten zu. Für einen Moment zuckt meine Hand zum Smartphone, einem Reflex folgend, immer und ständig online zu sein und nichts zu verpassen. Das Gerät gleitet zurück in meine Innentasche und ich gebe mich voll dem Sitzen und beobachten hin. Einfach so. Manche Menschen bringen mich zum Schmunzeln, andere faszinieren mich. Ein spannender Querschnitt aller Schichten und Klassen. Und plötzlich sind auch diese Menschen gar nicht mehr so interessant. Mein Blick geht eher ins Leere. Ein sehr entspannter Zustand stellt sich ein, den ich sehr geniesse. Die warmen Strahlen der Sonne sorgen für gute Laune. Als ich mich nach einer Zeit wieder erhebe, fühle ich mich entspannt und … fröhlich. Eine leichte, sehr angenehme Fröhlichkeit. Ich nehme mir vor, öfter mal im Strassencafé zu entspannen …

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