Ein Tag am Meer

Ein Tag am Meer 1024 1024 Dirk Zupancic

Schon von Weitem spürt man mit allen Sinnen: Das Meer ist etwas ganz Besonderes. Es beginnt mit der Luft. In der Nähe der See ist sie anders, als überall sonst. Wie kann man sie beschreiben? Sie ist weich, vielleicht „algig“ und salzig. Aber kann man Salz riechen? Dann ist es meist windig, selten windstill. Manchmal geht ein leichter Wind, manchmal wird es richtig böig. Der Wind intensiviert die typischen Gerüche der See und formt eine einzigartige Atmosphäre.

Näher am Meer kommen die Geräusche hinzu. Schon von Weitem hört man die Möven mit ihrem unverwechselbaren Schreilauten. Und dann aus der Nähe, das Rauschen des Meeres, die Wellen. Sie lassen auch aus einiger Entfernung erahnen, welche Macht, Kraft und Tiefe die See hat.
Es ist schon ein wunderbares Erlebnis nur am Meer zu sitzen und diese Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Vielleicht am Strand sitzend mit geschlossenen Augen. Oder an einem Pier oder den Ausläufern am Rande eines Hafens. Öffnet man die Augen, kann man den eleganten Möven bei ihren Flügen in den Winden zuschauen. Mit wenigen Flügelschlägen gleiten sie geschickt gegen den Wind, dann auch rasant mit ihm, um immer mal wieder fast im Wind zu stehen und bei allem ganz lässig das Treiben unter sich zu beobachten.
Die Wellen erzeugen eine stattliche Geräuschkulisse, die auch noch in einiger Entfernung ein imposanten Rauschen bilden. Sie zu beobachten hat etwas meditatives.  Weiter draußen halten Sie das Meer in Bewegung und bilden immer wieder weiße Schaumkronen. Am Strand oder am Ufer „zerschellen“ sie. Das Wasser weicht zurück und kommt mit einer neuen Welle wieder. Das kann zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel mit der folgenden Geschichte aus dem wunderbaren Film „Dienstags bei Morrie“:
„Es war einmal eine kleine Welle. Die hüpfte da draussen auf dem Meer hoch und runter und amüsierte sich prächtig. Sie genoss einfach nur den Sonnenschein und die frische Luft, bis sie bemerkt, dass vor ihr noch andere Wellen sind. Sie sieht, wie die anderen Wellen an der Küste zerschellen, und das jagt ihr Angst ein. „Oh mein Gott, das ist ja schrecklich was mir da gleich passieren wir“, klagt die kleine Welle. Da kommt eine andere Welle auf sie zu und fragt sie: „Wieso siehst du so traurig aus?“ Die kleine Welle antwortet: „Du verstehst überhaupt nicht, was los ist! Wir werden allesamt an der Küste zerschellen! Alle Wellen, lösen sich auf und werden nichts sein! Ist dir das nicht klar?“ Und die andere Welle sagt: „Dir ist da etwas nicht klar, weil du denkst, du bist eine Welle, aber du bist ein Teil des Ozeans.“
Ein Tag am Meer ist mehr … als Entspannung und Genuss. So lehrt das Meer auch Demut. Wir Menschen sind im Vergleich zur Natur klein und sollten uns vielleicht auch so verhalten. Zugleich macht es Mut und gibt Zuversicht, weil wir Teil eines Großen Ganzen sind. In jedem Falle lohnt es sich, von Zeit zu Zeit einen Tag am Meer zu verbringen.

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