Herrenglück: Auf Safari

Herrenglück: Auf Safari 1024 768 Dirk Zupancic

Man kennt die Bilder und Szenen aus Filmen über die nicht immer rühmliche Epoche der Kolonialzeit. Zivilisiert und in Beige gekleidete Herren sitzen mit Hüten oder Tropenhelmen behütet inmitten eines Dschungels vor großen Zelten und trinken Tee. Oder sie dinieren im Freien an einem großen Tisch, dessen Service dem einer Festgesellschaft in einem Herrschaftshaus gleicht. Gleiches gilt für die Speisen und Getränke. Das Ganze ist ein beeindruckendes Bild der zivilisierten Gesellschaft in der Wildnis. Das hat in meinen Augen schon viel Stil, wären da nicht die teilweise haarsträubenden Gründe für diese Aufenthalte, wie z.B. die Großwildjagd. Damals, wie heute eine große Schande für den Menschen. Auch der Forschung und Entdeckung als Grund waren nicht immer ehrenhaft. Das Streben nach neuen Erkenntnissen ist an sich ein lobenswerter Anlass, das Fangen und präsentieren von Tieren in anderen Teilen der Welt dann wieder nicht. Aber all das soll hier nicht Thema sein. Hier soll es um das heutige Glück gehen, seltene, unbekannte Tiere und die Natur zu erleben und zu genießen, wie es heute eine seriös organisierte Safari möglich macht.

Ich durfte meine erste Safari anlässlich einer Geschäftsreise nach Kenia erleben. Einige Zeit zuvor, nahm ich mir vor, solche Reisen nicht mehr auf das Nötigste im Geschäftskontext zu begrenzen, sondern bewusst zu erweitern und um gewisse sehens- und erkundungswürdige Stationen zu ergänzen. So buchte ich diesmal, um den Geschäftstermin einige Tage für Safaris. Im Gegensatz zu früher, finden diese heute gut organisiert und zum Schutz und Wohl der Natur sowie der Tiere statt. Ich finde ein einmaliges Erlebnis. Selten habe ich mich so bereichert gefühlt, wie bei einer Safari. Hier ein kleiner Einblick…

 

In einem typischen Camp wohnt man in Zelten, die tatsächlich auch noch an die Kolonialzeit erinnern. Im hinteren Bereich befindet sich eine Art Badezimmer, das teilweise gemauert ist und über fließend Wasser in Dusche, Toilette und Waschbecken verfügt. Vorne steht, ein großes Himmelbett mit Moskitonetz und – je nach Größe einige Möbel. Allein das Interieur hat den Charme der Vergangenheit ohne in einem guten Camp alt zu sein. Die wenigen Zelte stehen in einem geschützten Camp, dass auch bewacht wird. Trotzdem gab es bei mir die Warnung vor Affen und anderen kleineren Tieren, die durchaus auch scharf auf Proviant und andere Mitbringsel im Gepäck sein können. Für jemanden, wie mich, für den Zelten noch nie zu einer Leidenschaft gehörte, ist dieses Ambiente schon ein Abenteuer an sich.

Die erste Safari beginnt morgens im Dunkeln und man wird von einer freundlichen Stimme mit „Good Morning, Sir,“ geweckt. Kurz danach wird der Zipper Deines Zeltes geöffnet und der „Early Morning Tea“ wird mit etwas Gebäck serviert. Vielleicht ist es politisch nicht korrekt, aber es passt natürlich schön ins Bild, dass der freundliche Herr aus dem Service ein Farbiger ist, wie alle Mitarbeitenden im Camp. Ich hatte allerdings durchweg das Gefühl, dass sich Gäste und Mitarbeitende mit großem Respekt und Höflichkeit begegneten, so wie es eben unter vernünftigen Menschen immer sein sollte, egal welche Nationalität, Hautfarbe oder andere Dinge sie vielleicht äußerlich unterscheiden.

 

Es ist noch recht frisch, wenn Du das Zelt nach der Morgenroutine im Bad verlässt. Erste Geräusche des Dschungels sind zu hören, alles sehr gedämpft. Du gehst zu Deinem Fahrzeug, bei dem der Fahrer Dich erwartet und gemeinsam verlässt man das Camp, während sich am Horizont durch einen ersten orangen Streifen der Sonnenaufgang abzeichnet. Und schon beginnt die Pirschfahrt. Der Fahrer kennt zwar die besten Plätze, aber trotzdem ist ein Gebiet, wie in meinem Fall die Masai Mara so groß, dass die Tiere immer wieder an anderen Plätzen zu finden sind.

 

Zuerst begegnen wir in der Morgendämmerung einer Löwenherde. Einige Weibchen mit ihren Jungen liegen im Steppengras und verdauen die Mahlzeit der Nacht. Etwas abseits liegt der Herr der Sippe, ein mächtiger Löwe, zufrieden im hohen Gras. Seine Gefolgschaft hat er dabei gelassen im Blick. Wir verweilen und genießen die Nähe zu diesen häufig als so gefährlich beschriebenen Tieren. Das Fahrzeug und wir Menschen lassen die Tiere sichtlich unbeeindruckt. Wir scheinen Luft für sie zu sein, was für mich dafürspricht, dass sich der Mensch hier sehr zurücknimmt und nicht stört. Selbst der Guide macht Fotos für seine persönliche Sammlung. Das Schauspiel beeindruckt auch die Menschen, die es täglich erleben dürfen.

 

Auch Zebras, Gnus, Antilopen und andere Tiere nähern sich ohne Scheu den Löwen. Alle sind friedlich miteinander, wenn der Hunger der Raubtiere gestillt ist. Dann sind sie auch für Nahrungs- und Beutetiere keine Gefahr. Wir fahren weiter als sich andere Fahrzeuge nähern. In einiger Entfernung entdecken wir Hyänen, die offensichtlich die Reste der Löwenmahlzeit verzehren. Nirgends findet man Kadaver. Die Nahrungskette sorgt dafür, dass alles sauber bleibt und am Ende kaum mehr etwas von einer Beute übrigbleibt und alle satt sind. Abgesehen von einigen ausgebleichten Schädeln und Knochen, findet man in der Masai Mara selten etwas von einem toten Tier. Die Natur hält sich selbst sauber, anders als die Bereiche, in denen wir Menschen agieren.

Mittlerweile färbt die aufgehende Sonne den Himmel dunkelrot und sie wird selbst als aufsteigender feuerroter Ball am Horizont sichtbar. Die Natur erhellt sich in ihrem Licht. An einem Wasserloch stoßen wir auf mehrere Giraffen, die sich langsam und voller Stolz bewegen. Wohin, weiß man nicht, vermutlich aber in Richtung saftiger Blätterbäume zum Frühstück. Das steuern nun auch wir an …

 

An einem Wasserloch, 2-3 Meter oben auf einer Wiese, genießen wir ein mitgebrachtes Picknick. Unter uns, eine Herde Nilpferde. Nur ihre Köpfe tauchen rhythmisch aus dem Wasser auf, wenn sie sich auf den Boden des Flusses sinken lassen und langsam wieder an die Oberfläche kommen. Während wir essen, klingt das nasse Ausschnauben des Wassers beruhigend zu uns nach oben. Wir werden noch weitere Pirschfahrten unternehmen, jede ein wenig anders, zu anderen Zeiten, zu anderen Orten. Aber jede für sich ein unbeschreibliches Erlebnis mit wunderschönen, sehr entspannten Tieren in einer beeindruckenden Natur.

 

Wieder im Camp, setze ich mich vor mein Zelt und genieße die Geräusche und Gerüche der Natur. Und da ist es wieder dieses Bild aus den Filmen. So muss es gewesen sein. Mit einem Unterschied: Mich erfüllt der Tag mit tiefer Dankbarkeit und Demut für die Natur und ihre Lebewesen, für ihre gottgegebenen Regeln und ihr friedliches Miteinander, für ihre Schönheit, ihre Vielfalt und ihre Ordnung. Es scheint mir gut und richtig, dass der Mensch hier als Beobachter teilhaben kann. Aber genau auf diese Rolle sollte er sich beschränken.

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